Wer denkt, dass der Valentinstag auf der Wahrsageakademie keine Bedeutung hat, nur weil die Leute eher in schwarz und in Leder, als in rosarot daherkommen, irrt einfach. Klar, der Valentinstag ist bunt und ein Geschenk an die Blumenlobby. Doch es werden Leute zusammengebracht, die gerne einen Partner hätten, für wie lange und für was ist mal zweitrangig.

Da konnte man noch so alternative Musik auf der Party spielen. Ob man seinen Schieber zu New Wave oder zu den Top Ten Hits tanzt spielt am Ende keine Rolle. Es ist immer noch eine Valentinsparty.

Die Streber/innen auf der Wahrsageakademie haben sowieso keinen Hehl daraus gemacht, was sie von einem solchen Tag der Liebe halten, nämlich sehr viel. Die Tarotkarten kamen gar nicht mehr zur Ruhe, bei all den Fragen. Eine der Streberinnen, Anabel, hat sogar ein eigenes Liebestarot gezeichnet, das sie für Fragen konzipiert hat, die mit dem Zusammensein und Beziehungen zu tun haben, oder auch mit nicht erwiderten Gefühlen, was ebenfalls zu einem Valentinstag gehört.

Anabel konnte eine Valentinsverabredung mit einem der älteren Jungs aus der Abschlussklasse verbuchen, so wie das Liebestarot ihr das prophezeit hat. Sie meinte unbedingt Stella provozieren zu müssen. Sie fragte sie nach ihrem Date und verzichtete nicht, ihr unter die Nase zu reiben, dass sie von dem Traumtypen schlechthin abgeholt wurde. Das alles wurde begleitet von abfälligen Gesten und unverhohlener Antipathie.

Stella blieb kühl und beantwortete die Frage nach ihrem Date sachlich.
„Ich denke ich werde einen Ritter der Goetia treffen.“, antwortete sie.
„Typisch …“, zischte Anabel. „Andere Leute suchen die Liebe, die greifst zu einem der schwarzmagischsten Bücher, die es gibt, und beschwörst damit einen Dämon.“
„Denkst Du etwa, wir werden keine Liebe machen?“, lachte Stella. „Und wenn wir damit fertig sind, werde ich ihn bitten, Dir deinen bescheuerten Abend zu vermiesen.“

Da das Date von Anabel wirklich katastrophal verlief, war diese Konversation der Beginn einer Feinschaft, die noch lange anhalten sollte. Doch das ist eine andere Geschichte.